Ludovic von Göhlen Tagebuch

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7tee See | Die Eisenländer Runde


27.04.2013, Nürtingen

irgendwann Ende Mai...
Ich bin zur Zeit im Ordenshaus in Freiburg stationiert. Ein Glück, den hier gestattet man es das Braun, soweit ihm Möglich, an den gemeinsamen Aktivitäten teil nimmt. In den allermeisten Fällen bin ich direkt bei ihm um mich um ihn zu kümmern, aber auch um seine Reaktionen zu beobachten. Wenn ich Aufgaben zu erfüllen habe die seine Anwesenheit nicht erlauben sind die anderen Ritter so nett sich um ihn zu kümmern.
Guido Severin Tannhäuser, der Feldwebel und momentaner Ranghöchster Ritter des Ordenshauses, war, wie so einige, am Anfang wenig begeistert. Die Angst vor den sogenannten Weisen sitzt tief, aber auch unabhängig von den geleisteten Schwüren kann und will ich nicht akzeptieren das es als richtig angesehen wird die verlorenen Seelen ihrer selbst zu überlassen. Zu was für einem Menschen würde mich das machen? Würde ich damit nicht alles verraten was ich je gelernt habe?

Ein Besuch bei Doktor Phillip McBride bringt wenig hilfreiches zu tage, er empfiehlt ein paar Kräuter aber dem Mann ist anzumerken das er keinerlei Hoffnung hat das es etwas helfen könnte. Ich besorge die Medizin dennoch und selbst wenn es nur ein winziger Schritt auf dem Wege der Heilung sei.

Ich hatte das Gefühl das er Fortschritte machte, vor allem wenn wir uns im Park mit den Künstlern beschäftigten, vielleicht schlagen die Kräuter nun doch endlich an. Eines Tages war er bereits nach dem Aufwachen extrem unruhig und drängte bald in den Park. Dort steuerte er zielsicher auf zwei uns bereits bekannte Personen zu, scheinbar verbindet ihn etwas mit dem werten Fräulein Schmidt, einer jungen Frau der es zwar nicht an Mut fehlt, dafür an jeglicher Etikette. Sie war in Begleitung von Herrn Braubacher, einem verantwortungsvollen Soldaten.

Die beiden haben einen Auftrag, aber scheinbar kann ich ihnen nicht helfen, ich bin überzeugt Herr Braubacher hätte das erwähnt. Nachdem Frl. Schmidt ihr bestes gibt mich zu ignorieren habe ich auch keine Lust mich aufzudrängen, ganz offensichtlich ist's ihr lieber nicht in meiner Nähe zu sein. In Braun's jedoch schon, was ihm, wie gesagt, offenbar gut tut, also akzeptiere ich ihr Verhalten.

Als schließlich Feldwebel Tannhäuser anordnet das wir heute eine Armenspeisung in "Verzweiflung" veranstalten werden bieten sich die zufällig anwesenden Frl. Schmidt und Herr Braubacher an uns zu begleiten.
In Verzweiflung ist unsere kleine Gruppe mit dem Esel und Vorrat im Schlepptau auffällig wie ein bunter Hund. Viele folgen uns bis zu einem Schuppen der wohl dem Orden gehört und hier als Zeitweilige Basis dient. Es versammeln sich bald eine unübersehbare Anzahl armer Seelen deren Tag dadurch gerettet wird von uns eine Schale Suppe zu ergattern. Bevor der Kessel warm wird ist schon abzusehen das die Vorräte nicht im Ansatz ausreichen werden um alle zufrieden zu stellen.
Braun setzen wir ganz in die Nähe der Essensausgabe während Frl. Schmidt im Gesellschaft leistet. Der sehr geschickte Herr Braubacher erklettert den Schuppen um vom Dach aus die Übersicht zu behalten. Guido kümmert sich um den Kessel während ich versuche den Mob etwas auf Abstand zu halten.
Die Armenspeisung ist schon fast zu ende als sich die Ereignisse Überschlagen, später habe ich von Herr Braubacher erfahren das er auf der Rückseite des Schuppens eine Gruppe Eindringlinge davon abhalten konnte sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen. Von Frl. Schmidt das sie einen Dieb gestellt hatte. Zeitgleich verließ ich die Essensausgabe weil mir in der Menge auf viel wie einem kleinen Mädchen die von uns bereits Suppe erhalten hat, diese weg genommen wurde, als die Diebe dann noch Handgreiflich wurden lief ich schnur gerade auf das Kind zu. Die Menge und die Gefahr war mir wohl bewusst doch stärkte mich mein Auftreten als Ritter so sehr wie es die meiste Einschüchterte und die mir bereitwillig Platz machten. Jedoch, als ich dem Kind aufhalf, wagte ein Ehrloser einen Angriff den ich viel zu spät kommen sah. Mir gelang es zwar die Panzerfaust zu heben aber es hätte nicht ausgereicht wenn nicht plötzlich Guido an meine Seite trat um den Angreifer nieder zu strecken.
Wir kehrten eilig zurück zum Schuppen um dem Kind etwas vom kläglichen Rest der Suppe ab zu geben. Diesmal liesen wir sie bei Braun und Frl. Schmidt speisen. Dem Mob hingegen mussten wir langsam darauf vorbereiten das sich die Suppe dem Ende neigte und wir vorhatten den Esel wieder mit zu nehmen. Das stieß nicht sehr auf gegen liebe und wir wurden beschimpft, bespuckt und beworfen. Dankbar waren die, die bereits ihren Heimweg angetreten hatten, und jene die es nicht waren plagte ihr schweres Schicksal. So viel Leid und wir können nur einen Topf Suppe her bringen, ob es überhaupt die Möglichkeit oder die Ressourcen gibt dieses Leid jemals aus der Welt zu schaffen?

Auf dem Rückweg machten wir Bekanntschaft mit Gero Ludwig von Hasental, er bahnte sich seinen Weg auf einer kleinen Kutsche von der aus er die armen Gesellen mit der Peitsche bedachte die, seinem Empfinden nach, nicht schnell genug Platz machten. Nun, unnötig zu erwähnen das ich das nicht akzeptieren konnte. Ich nahm ihm seine Peitsche ab und forderte ihn auf der Südbrücke zu einem Duell heraus. Er kam nicht einmal aus Heilgrund und denkt das er hier die Ärmsten so behandeln kann, nun: Nein, kann er nicht, zumindest nicht wenn ich es verhindern kann. So trafen wir uns also auf der Brücke, Feldwebel Guido, Frl. Schmidt und Braun haben sich bereits ins Ordenshaus zurück gezogen und Herr Braubacher war so nett die Rolle meines Adjutanten zu übernehmen. Ich einigte mich mit Herr von Hasental auf ein Duell zum ersten Blut und obwohl er eine beachtliche Reaktion an den Tag legte gelange es ihm nicht seine Chance zu nutzen, ich hingegen konnte das Duell mit meinem ersten Schlag beenden. Doch die Niedertracht des Herrn von Hasental zeigte sich erst darauf als er nicht, wie es sich gebührte, geschlagen die Brücke verließ. Er richtete seinen Zorn, der wohl eher seinem mangelndem Training gelten sollte, gegen mich und verletzte mich ebenfalls nochmal. Nicht schwer. Es waren nur zwei kurze Taktische Züge von Nöten um ihn vor seinen mitgebrachten Freunden ein unfreiwilliges Bad im Roth zu bescheren.

Zurück im Ordenshaus beschäftigte ich mich damit Briefe zu schreiben. Ein Projekt das ich schon einige Zeit verfolge ist den Namen von Braun in Erfahrung zu bringen, hierzu habe ich sämtliche Ordenshäuser in den Umliegenden Ländern angeschrieben, auf der Suche nach vermissten. Jedoch fand ich bald das die Komunikation zwischen den Ordenshäusern, ganz besonders was die Vermissten betraf, nicht sonderlich vorbildlich geführt wurde. Als ich einige Vermisstenmeldungen erhalten habe sammelte ich sie in einem Brief den ich vervielfältigte und so an alle Ordenshäuser wieder Retoure schickte. Ich hoffe so können auch anderen Ordensmitgliedern geholfen werden. Ich vermerkte in den Briefen das ich vorhabe diese regelmäßig zu aktualisieren und zu verschicken und das man in den Ordenshäusern mir Nachricht über weitere Vermisste zukommen lassen sollte. Der Papierkram nahm schnell viel Zeit in Anspruch, wenn ich das weiter verfolgen möchte muss ich darüber nachdenken wie ich Hilfe erhalten kann.
Trotzdem war ich noch motiviert einen letzten Brief für diesen Tag zu schreiben, und zwar an die von Hasentals. Ein wenig frech, wie ich einsehe, trotzdem erscheint es mir nötig das die Eltern des Gero Ludwig erfuhren wie er sich in der Fremde benahm.
Später verbrachte ich noch einige Zeit mit Braun und versuchte einige der Namen die in Frage kommen würden, er reagierte, aber scheinbar auf zuviele aus der Liste. Ich betete das es ein bisschen leichter sein würde, irgendwann.

In den folgenden Tagen erhielt das Ordenshaus Besuch von René und Charlotte de Vallée, Adlige aus Montaigne, das Ordenshaus wurde auf Hochglanz gebracht, alle in ihre Ausgehuniformen gesteckt, inkl. Braun. Ich bat den Feldwebel darum Braun in ihre Nähe zu lassen weil es Anzeichen gab das er evtl. ihre Sprache verstehen könnte, evtl sogar nur diese Sprache was einiges erklären würde. Nun, wie auch immer, die beiden Besucher waren sehr angenehme Gäste und tatsächlich gab es eine Situation in der Braun das erste mal Worte von sich gab. Ich kenne diese Sprache nicht, nehme aber an das es eine Grußfloskel war die er wie ein Reflex hervorbrachte. Auf nachfrage waren die Vallée so freundlich und unterhielten sich mit ihm ein wenig, jedoch machte er nicht mehr als diesen einen Schritt. Aber es war ein Gewaltiger, wenn ich so an die letzten Wochen denke.
Als die Vallée uns gerade in ihrer Kutsche verließen sprang eine Finstere Gestalt auf deren Kutschbock und entledigte sich des Kutschers um die Kutsche zu entführen. Ich selbst, Frl. Schmidt und Herr Braubacher, die sich zu dem Zeitpunkt in der Nähe aufhielten, nahmen sofort die Verfolgung auf. Nach einigen waghalsigen Manövern gelang es uns den Entführer dingfest zu machen und die Kutsche befreien zu können.
Ich hatte eigentlich noch etliche Andere Aufgaben zu erledigen, so das ich das Verhör Herr Braubacher überließ.

Später am Tag wanderte ich mit Braun abermals durch den Park, gemeinsam mit Frl. Schmidt die inzwischen ein klein wenig Kommunikativer war und Herr Brauenbacher. Bereits auf dem Rückweg ins Ordenshaus wurde Braun von einem Vermummten angeschossen. Wir konnten ihn schnell stellen und ich stellte mit entsetzen fest das es Matthias war, der Stallmeister des Ordenshauses. Beim folgenden Verhör verplapperte er sich und deutete an das Feldwebel Tannhäuser evtl. gar kein Ritter sei.
Ich lies ihn einsperren und stellte "Ritter" Guido den Vorwürfen gegenüber. Wir erfuhren bald das die Beiden einst hinter Phillip Gerhard von Starckengrund und Robert Wilhelm von Ehrenburg her waren die irgend etwas enorm Wertvolles für den Orden verstecken sollten. Herr von Starckengrund wurde Opfer der Beiden. Es hat sie dann schließlich aus dem Konzept gebracht das ich Braun, den die beiden unter dem Namen Robert Wilhelm von Ehrenburg kannten, ins Haus gebracht hatte und er letztlich einige bemerkenswerte Fortschritte gemacht hat. Guido hatte damals von Starckengrunds Ordensring an sich genommen und sich als Ritter ausgegeben. Aber er hat den Codex und die Werte der Ritter sich zu eigen gemacht. Im Gegensatz zu Matthias, in dem die Gier nach den Gesuchten Artefakten weiter wuchs. Ich setzte Guido erstmal in seinem Büro fest und beriet mich mit den anwesenden Rittern.
Der Herr hatte noch eine weitere Prüfung für mich parat. Es stellte sich heraus das ich der Dienstälteste Ritter im Haus war und damit das Sagen hatte. Ich stellte zunächst mal Sarah Maria Wolkenhauer, eine liebe Kameradin, zum persönlichen Schutz von Braun ab, der inzwischen auch von Doktor McBride, der eilig hinzu geholt wurde, versorgt wurde. Auch Frl.Schmidt und Herr Braubacher kümmerten sich fürsorglich um Braun, und so sehr ich mich gerne mehr gekümmert hätte, so sehr war ich mit meiner Aufgabe das Haus zu leiten gefordert.
Am Abend besuchte ich nochmals Gudio und bat ihn darum das er mir helfen würde, den er kannte die Aufgaben und Abläufe des Ordenshauses weit besser. Ich versprach ihm, seine Dienste und seine guten Taten beim Hoheritter Prust, der bald wieder heimkehren sollte, zu preisen, auf das sein Urteil nicht zu hart ausfallen würde.
Scheinbar bin ich gerade noch rechtzeitig gekommen, den Guido hatte einen Brief vorbereitet mit Anweisungen wie das Haus zu leiten war, ich vermute das er bis dahin mit dem Gedanken spielte sich das Leben zu nehmen. Beinahe wäre mir das entgangen, und leider muss ich feststellen das mich nicht die Sorge um ihn, sondern die Sorge um mich, an diesem Abend noch, zu ihm trieb. Wie Gedankenlos von mir.


11.08.2015, Pfaffenhofen

Freiburg hörte in diesem Moment auf zu existieren, der Orden von Rose & Kreuz war wie weggewischt, meine bisherigen Erlebnisse ausgelöscht und jegliche andere Begebenheit ihrer Bedeutung beraubt. Ich war umgeben von einem vollkommen nicht existenten Ort und es schien mir das ihre Augen wie Fenster waren, durch sie hindurch konnte ich den überwältigenden Sternenhimmel sehen wie in einer klaren Nacht. Sie, ich, das endlose Meer der Sterne. Ich verbrachte Stunden, Tage, Wochen mit ihr. Ohne ein Wort zu wechseln. Nur sich gegenseitig Betrachtend mit dem tiefen Gefühl der Gewissheit das alles gut und richtig ist.

Und doch war dieser kleine Moment in dem ich Cloe das erste mal erblickte viel zu kurz. Alles auf eine Karte setzend lud ich sie sogleich zu einer Abendlichen Theatervorstellung ein. Mein Herz machte Freudensprünge als sie ihre Zustimmung kund tat.

Im Theater schließlich konnten wir das Schauspiel, eine eindrucksvolle Feuershow aus einer kleinen Loge heraus geniesen. Bis es plötzlich zu einem Tumult im Publikum kahm.

Einige Zombiehaft aussehende Pasanten begannen damit Feuerkelche und Lampen umzustoßen und zu löschen. Das war nicht gut. Ich stieg hinab um dem Pöbel einhalt zu gebieten. Der Aufforderung das Aufrührerische Benehmen einzustellen entgegnete man mir mit Wiederworten. Ich weiß nicht mehr genau wo die Auseinandersetzung ihren Anfang nahm, aber ich befand mich darauf in einem Handgemenge wieder. Frl.Schmidt und Herr Braubacher scheinen auch die Veranstaltung besucht zu haben, den Frl. Schmidt war schnell an meiner Seite um mit mir gegen den Aufstand vor zu gehen und Herr Brauenbachers Pfeile durchschnitten die Luft und hielten uns den Rücken frei.

Zum Glück konnten wir den Tod des zweiten Lampenmachers vor einigen Tagen verhindern, ansonsten wäre das Theater wohl deutlich schlechter beleuchtet gewesen und der Aufstand Effektiver. Jetzt realisierte ich auch wieder warum die Dunkelheit in diesem Falle besonders unvorteilhaft war.

Wir waren bereits seit Tagen einer Schattenhaften Kreatur auf den Fersen die sich das Theater für einen großen Anschlag ausgesucht hatte. Mehrere Menschen wurden von ihr bereits getötet und einer der Lampenmacher in der Gegend getötet der das Theater hätte beliefern sollen.

Am Vortag hatten wir die Theaterleitung besucht und mit dem Hausmeister ausgemacht das er jede Lampe die er auftreiben konnte auf der Bühne installiert um sie zu entzünden wenn die Kreatur sich letztendlich zeigen würde. Und das tat sie. Der dunkle Dämon erschien auf der Bühne. Durch Kommandos von Herr Brauenbacher motiviert nahm sich der Feuerspeier ein Herz und hüllte das Wesen in seinen Flammenden Odem. Das erkaufte uns die Zeit um zur Bühne zu gelangen und uns in den Kampf gegen die Kreatur zu stürzen.

Ich tauchte mein Schwert in das Brennende Öl des Feuerkünstlers um effektiver gegen die Schattengestallt vorgehen zu können. In einem spektakulärem Kampf besiegte ich die Kreatur schließlich.

Ich wandte mich zu Cloe und war erleichtert das ihr kein Leid zugefügt wurde. Sie machte sich viel zu große Sorgen um die paar Krazer die ich abbekommen hatte. Ich folgte ihrer Einladung sie nach Hause zu begleiten gerne. An die Nacht kann ich mich nicht mehr so genau erinnern, wir haben wohl noch so eine Art bitterer Likör genossen...

Am nächsten Morgen wurde ich von ihrer lieblichen Stimme geweckt.