Magischer Paketdienst - wir liefern, ob Sie wollen oder nicht!

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Amy:

Wir haben eine ganze Weile hin und her diskutiert, ob wir den Auftrag des Russen wirklich ausführen sollen. Wir hatten ja nicht den blassesten Schimmer, was das für ein Gerät war, das wir im Wohnzimmer einer gewissen Oxana Zamiatin platzieren sollten. Mein Nachspüren ließ darauf schließen, dass es nicht unbedingt etwas Positives war, was der Russe mit dieser Frau verband. Aber es wirkte auch nicht wie etwas Tödliches. Soledad betsätigte uns, dass die Dame nichts mit irgendeinem unserer befreundeten Gildehäuser zu tun hatte. Und ich bin der Meinung, dass du gut daran tust, dich an die Vereinbarung zu halten, wenn dein Gegenüber ein Typ ist, der dich bis ins Paradox-Reich schicken und aus heiterem Himmel Pakete vor deiner Haustür platzieren kann. Dass er seine Lieferung nicht selbst tätigen konnte, ließ nichts Gutes ahnen, vor allem, weil er uns vor einer Korrespondenz- und Geisterbarriere warnte.

Es ließ sich leicht herausfinden, wann die Professorin für Astrophysik (was auch immer das genau ist) den ganzen Tag an der Uni war. Umso verblüffter waren wir, als sie auf unser Alibi-Klingeln hin über die Gegensprechanlage antwortete. Prompt fiel uns nichts Besseres ein als uns als Paket-Lieferanten auszugeben - aber sie sprach von ihrem Büro aus der Uni aus! Fancy Technik für so ein Mittelstands-Mietshaus... Fjuna versuchte, die Tür zu erwecken, um sie zu überreden, uns rein zu lassen, aber es blieb alles kalt und banal. Eine seltsame Umgebung für eine Magierin, oder? Dann die Überwachungskamera im Erdgeschoss. Cassie simulierte eine kleine Schwankung im Stromnetz und ließ alle Lampen - die Kamera inklusive - durchbrennen. Langsam hatte ich den Verdacht, das wir es mit einer Technokratin zu tun haben könnten und meine Skrupel, die ich jemals gehabt hatte, bei ihr einzubrechen und ihre alte Nachbarin zu beeinflussen, uns dabei zu helfen, waren spätestens dann vorbei, als eine dieser uns mittlerweile wohlbekannten Gestapo-Truppen das Gebäude stürmten und ohne Vorwarnungen anfingen, mit Gummigeschossen auf uns zu ballern.

Ich meine, was soll das? Natürlich waren das normale Polizisten, aber wie steht es um england, wenn die in unmarkierten Fahrzeugen vorfahren und nicht mal ein "Polizei, Hände hoch!" rufen müssen, bevor sie auf unbewaffnete Frauen schießen? Da steckte die Technokratie dahinter, keine Frage. Selbst wenn diese Oxana-Tussi keine von denen ist, hat sie aber keine Skrupel, sich dieser Methoden zu bedienen! Aber es blieb nicht viel Zeit, sich Gedanken zu machen. Obwohl ich meine Klarinette noch in der Hand hatte, war einfach nur der Wurm drin: Ich schaffte es einfach nicht, diesen Trupp auf der Treppe zum Stolpern zu bringen. Wenn sich nicht Fjuna vor mich gestellt hätte, wär ich in diesen ersten Sekunden ausgeknockt worden. Sie hatte irgendwie ihre haut gepanzert, aber trotzdem einige Prellungen abbekommen. Erst, als wir uns in der Wohnung von Frau Vaughn eine Etage unter unserem Ziel verschanzt hatten, erinnerten sich die Bullen an ihre guten Manieren und forderte uns auf, mit erhobenen Händen herauszukommen. Dann fingen sie an, mit einer Mini-Ramme auf die Tür einzuschlagen. Fjuna konzentrierte ihre Energien erst mal darauf, sich zu heilen. Und Cassie war offenbar genauso überrumpelt wie ich, jedenfalls ging einfach alles schief: Sie wollte sich unsichtbar machen und fing stattdessen an zu leuchten, mein direkter Angriff auf den Befehlshaber verpuffte ins Nichts. Was uns rettet, war, dass diese Nillen selbst unfähig waren und trotz ihrer Gerätschaften nicht durch eine normale Holztür kamen.

Meine Güte, ich wäre von selbst nie drauf gekommen, das Steve auf mich steht. ich dachte erst, er macht einen Witz, als er Candlelight-Dinner statt eines Gefallens vorschlug (Magier helfen sich ja nie mal einfach so...). Er ist ein netter Kerl, aber viel zu jung für mich! Cassie und Fjuna sind doch eher seine Generation... Ich habe ein bisschen schlechtes Gewissen, dass ich ihm ein Date zugesagt habe dafür, dass er uns mal wieder aus der Patsche hilft. Aber ich war ein bisschen in Hektik mit dieser Spezialeinheit auf der anderen Seite der Tür. Und ich hab ja nicht zugesagt, Steve zu heiraten. Ein Abendessen bedeutet gar nichts. Jedenfalls machte der gute Steve wieder einen Super-Job, stoppte Feuerwehr, Krankenwagen (Cassie hatte den Feueralarm ausgelöst und dem Truppenchef die Waffe in der Hand explodieren lassen, als der auf das Türschloss zielte) und ließ zum krönenden Abschluss noch die Polizisten abberufen. Aber uns stand schon ein neues Problem vor der Tür: Professorin Oxana war im Anmarsch (zum Glück nahm sie mir am Telefon ab, dass ich ihre liebe Nachbarin war) und es war absolut klar, dass sie nach dem Angriff auf ihre Wohnung die Sicherheitsvorkehrungen noch weiter verstärken würde!

Cassie und Fjuna machten sich also daran, durch das Fenster zu Oxanas Wohnung empor zu klettern, um unser Paket abzuliefern. Cassies Magie ist schon manchmal ein bisschen eklig - wenn sie den menschlichen Körper so verändern kann, dass man plötzlich die Wand hochkrakseln kann wie eine Fliege. Ich war nicht glücklich, dass sie das auch mit mir machte, aber immerhin konnte ich sie dazu bringen, meine Hände aus dem Spil zu lassen. Die brauchte ich nämlich noch, um Mrs. Vaughn mit Musik zu beruhigen. Die arme alte Dame hatte sich ohnehin in ihr Bett verkrochen, also gab ich ihr ein, dass alles nur ein dummer Traum war und sie sich auch gar nicht mehr recht an die Gesichter der Frauen erinnerte, die darin vorkamen. Da klingelte schon unsere Technokratie-Freundin an der Tür und ich machte, dass ich aus dem Fenster kam - Gedanken-Beeinflussen wollte heute einfach nicht klappen. Cassie und Fjuna hatten mittlerweile das Russen-Gerät im Wohnzimmer aktiviert und gemeinsam machten wir uns über die Dächer davon, nicht ohne hinter uns noch ein paar osteuropäische Flüche zu hören. Ich wollte gern nachsehen, was passiert war, aber ich konnte mich nicht in die nötige Stimmung versetzen, während ich hoch über dem Asphalt dahinkrabbelte. Was auch immer unsere Lieferung war, es hat auch Cassies Handy komplett gewreckt, samt Karte und allen Daten. Was das im haus eines technikbegeisterten Kontrollfreaks anrichtet... Vielleicht ist sie auch einfach eine Konkurrentin des Russen. Wir wissen ja nicht mal, was er ist - ich kann Steve ja mal fragen, bei unserem Date am Freitag. Meine Güte!


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