Ein Helfer aus heiterem Himmel - auf dem Weg in den heiteren Himmel

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Amy:

Ich fühle mich immer noch ausgelaugt, aber wenigstens kann ich wieder einigermaßen klar denken, ohne die Stimmen in meinem Kopf. Jamies Heilkräfte haben einiges erreicht. Im Nachhinein tut es mir leid, dass ich bei unserer ersten Begegnung so unhöflich zu ihm war. Mir scheint, mit der Magie habe ich auch die Paranoia wieder in mein Leben gelassen.

Aber wie sollte es auch anders sein, wenn meine Befürchtungen ständig bestätigt werden? Diese Oksana-Tussi ist tatsächlich eine Technokratin, das hat diese O'Riley aus Irland bestätigt. Auch wenn sie meint, dass das auch nur Menschen seien, hat das Gildehaus dort ein Interesse daran, zu erfahren, warum die Astrophysik-Professorin eine Expedition ins Umbra-All plant, oder ob sie das Magie-Buch, das Liam online erweckte, mit einem Tracking versehen hat, um Magier zu finden. Aber warum sollte Oksana Liam mit ihrer Gehirnwäsche dazu bringen wollen, auf Expedition zu gehen, wenn sie weiß, dass er "Realitätsverbrecher" ist? Für eine Falle scheint mir das reichlich aufwendig. Vielleicht hat diese TS (Technokratie-Schlampe) gar nichts mit dem Buch zu tun, sondern versucht nur, Studenten für diesen Technokratie-Großkonzern anzuwerben. Was haben die vor?

Jedenfalls stecken wir wieder mitten drin in der Fortsetzungs-Serie "Unser Wilder baut Scheiße". Soledad hatte uns gegenüber schon erwähnt, dass Amethyst als Bewährungshelferin sich offenbar zu sehr von ihren Gefühlen leiten und Liam zu viel durchgehen lässt. Der hat sich dann vom Acker gemacht und war für sie nicht mehr zu erreichen. Cassie hat ihn schließlich ausgerechnet im Astrophysik-Seminar unserer TS aufgespürt. Zufall? Ich hoffe ja sehr, das Päckchen des Russen hat ihre Pläne etwas gestört (Magischer Paketdienst - wir liefern, ob Sie wollen oder nicht!). Jetzt zumindest hat Amethyst die Nase voll und will Liam umbringen oder so was. Ich weiß ja nicht, was die anderen in dem leeren Jugendherbergs-Zimmer gefunden haben, das unsere Euthanatos so wütend gemacht hat. Ich lag ja im Krankenhaus. Jedenfalls sollen wir Liam ein Päckchen (mal wieder!) von Amethyst überreichen, das wahrscheinlich einen Fluch enthält. Vielleicht liegt es an meiner allgemeinen Erschöpfung, aber gerade ist es mir scheißegal, was mit diesem undankbaren Rotzlöffel passiert. Statt seine Bewährungschance zu nutzen, die WIR ihm verschafft haben (Ein "Wilder" vor dem Tribunal), geht er hin und verbündet sich mit den Technokraten!

Dass er mir das Gehirn verbruzzelt hat, trägt auch nicht dazu bei, meine Beziehung zu Liam zu verbessern. Nun gut, das war wohl nicht seine Absicht, er wollte lediglich verhindern, dass ich in seine Gedanken eindringe. Letztlich habe ich es wohl selbst verbockt, als ich meine neuen Fähigkeiten testen wollte. Ich fühle mich immer noch unsicher mit diesen Kräften, die sich da in meinem Innern weiter entwickeln. Vieles von dem, was ich in meiner spontanen Fünf-Tage-Klausur bei Vincent in Sheffield gelernt habe, hat mich verwirrt. Diese neuen Vorstellungen von Raum und Zeit kämpfen gegen meinen Sinn für Logik, was mir in meinem Cult schon immer Probleme bereitet hat. Ich kann es noch gar nicht beschreiben, vieles nur erfühlen. Aber ich bin froh, ihn kennen gelernt zu haben. Wir teilen eine gemeinsame, sehr... äh, spezielle Erfahrung: Jayamuna als Mentorin gehabt zu haben. Ich habe ihm nicht gesagt, mit welchen Worten sie ihn mir empfahl: "Sein Verständnis für Zeit ist für deinen Geist leichter zu fassen. Ich kann dir ja in ein paar Jahren tiefere Lektionen geben." Möge es nie dazu kommen! Diese Frau bringt mich dermaßen auf die Palme!

Jedenfalls schien es mir eine gute Gelegenheit, Liam ein bisschen hinterher zu spionieren, nachdem Cassie die beunruhigenden Neuigkeiten von der Uni mitbrachte. Ich nahm also das Notenbuch mit, das ich vom Händler der verkauften Träume bekommen habe - ach nein, falsche Geschichte. Aber kein Wunder, dass ich diese Assoziation hatte mit dieser Gruselfigur aus dem Buch meiner deutschen Oma hatte. Denn der Kerl, den uns Fred als interessanten Geschäftspartner empfahl, der nur alle 13 Jahre hier auftauche, stellte sich als der Buchhändler aus Nadjas Paradox-Reich heraus! Seine Preise waren recht gewöhnungsbedürftig. Zum Glück habe ich gute Freunde, die sogar ihre Quintessenz hergeben, nur damit ich ein Buch bekomme, das mir in meinen Zeit-Studien weiterhelfen könnte. Leider stellte sich heraus, dass die Noten für Sitar gedacht sind und mit Klarinette zwar interessant klingen, aber keine magische Resonanz auslösen. Ich kenne ja jemanden, der dieses indische Zupfinstrument spielt( s.o.). Gerade deshalb hab ich mich lieber bei einem Kurs angemeldet und hoffe, mir nicht mein Klarinettenspiel zu verderben mit dieser Fingerhaltung. Ist ja auch egal. Jedenfalls hat mir die Partitur tatsächlich dabei geholfen, Liam in seiner neuen Bleibe in der Juggendherberge aufzustöbern. Als ich mich jedoch weiter in seine Vergangenheit vortastete und versuchen wollte, seine Motive zu erforschen, warum er in der Vorlesung der TS gelandet ist, wurde mir schwarz vor Augen.

Das nächste, was ich weiß, ist, dass ich auf dem Boden lag und sich ein paar Leute vom Streicherquartett besorgt über mich beugten, die im St. John's proben wollten. Sie riefen den Krankenwagen, weil ich zu schwach war, mich zu bewegen. Ich rief Cem an und bat ihn, meine Klarinette einzusammeln. Aber es war so schwer, sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Denn ich hatte völlig die Kontrolle verloren und ständig strömten Gedanken auf mich ein - aber aus allen Zeiten! Ich lege wirklich keinen Wert darauf zu erfahren, was der Sanitäter, der meine Bahre trägt, beim Sex für Bilder im Kopf hat! Kein Wunder, dass Jamie so unglaublich charmant "Du siehst scheiße aus!" sagte, als er mit Fjuna und Cassie im Krankenhaus auftauchte.

Ja, Jamie. Wer ist eigentlich Jamie? Wir wissen fast gar nichts von dem Typ, der plötzlich in der Kommune auftauchte, aber er wird schon bald mit uns sein Leben riskieren. Er hat sich in Oksanas Expedition eingeschmuggelt - als einzigen, den Liam noch nicht kennt. Wer den riesigen, etwas groben Kerl so sieht, kann kaum glauben, wie viel er auf dem Kasten hat, um die Astrophysikerin zu überlisten. Und Ahnung von Medizin hat er obendrein. Dabei sucht er nur Gelegenheitsjobs. Jamie gehört zur Akashic Brotherhood und hat vom Circle den Tipp bekommen, sich in der Kommune eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Wie ein Mönch sieht er nicht gerade aus, eher würde man ihn bei den Fußball-Hooligans vermuten. Er stolperte gerade mitten in Fjunas "Sommer, komm bald wieder"-Festival. (Eigentlich wollte sie bei der Gelegenheit ein paar Leute von der Existenz von Feen überzeugen - ihre Bezahlung für den Händler, Gegenwert für ein Buch über ihre Vorfahren/Feinde. Aber Fjuna hat eigentlich nur Blumen verteilt und das Ziel etwas aus den Augen verloren.) Wie dem auch sei, Sarah meinte zumindest, wir drei sollten diesen widersprüchlichen Typen mal abchecken. Die Werwölfin und ich werden wohl nie dicke werden, aber zumindest redet sie mit uns, statt mit Bierflaschen zu schmeißen. Nun, Jamie in den Kopf zu schauen, hatte einen ähnlichen Effekt: Er starrte mich wütend an und meinte: "Wir sprechen uns noch!" Aber als wir uns alle als Magier geoutet hatten und ich mich schon mal vorweg entschuldigte, beruhigte er sich wieder. Mehr als Müdigkeit und Hab-Acht angesichts der vielen fremden Menschen konnte ich nicht bemerken. Vielleicht habe ich ihm deshalb so schnell Vertrauen geschenkt. Ich habe es schon im Zusammenhang mit Fjuna gesagt: Warum sollte er kein Geheimnis haben dürfen? Im Sinne von "Was du nicht willst, das man dir tu..." sollte ich endlich aufhören, ständig in den Gedanken fremder Leute rumzuwühlen.


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